Stellungnahme KKJPD-Entscheid

Stellungnahme der Fanarbeit St.Gallen zum Entscheid der KKJPD

Die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) hat entschieden, ab kommender Saison "zur Vermeidung von Gewalt bei Fussballspielen" in den obersten beiden Fussballigen das Kaskadenmodell einzuführen. Dies trotz ablehnender Haltung sowohl der Swiss Football League (SFL) als auch der Fussballklubs und ohne die kritischen Anmerkungen aus lokalen Fanarbeitsstellen während der Vernehmlassung in das Konzept aufzunehmen. Die sozioprofessionelle Fanarbeit FC St.Gallen nimmt diesen Entscheid der KKJPD zur Kenntnis.

Als allparteiliche, neutrale und unabhängige Organisation ist die Fanarbeit St.Gallen seit über zehn Jahren in den Bereichen Prävention und Dialog im Umfeld von Fussballspielen tätig. Wir fördern den regelmässigen, intensiven und direkten Austausch zwischen Fanszene, Verein, Polizei, SBB, Behörden und Politik. Die erste Stufe des Kaskadenmodells wird somit bereits seit Jahren mit allen Partnerinnen und Partnern in St.Gallen erfolgreich und auf vertraulicher Basis umgesetzt. Die wenigen Gewaltvorfälle in und um das Stadion in Winkeln trotz stark steigendem Interesse an Fussballspielen und an der Jugendkultur Fussballfans zeigen deutlich, dass dieser dialogorientierte Ansatz in St.Gallen funktioniert. Auch schweizweit belegen die Zahlen in der abgelaufenen Saison, dass rund um Spiele der Super League ungeachtet des Zuschauerrekords noch nie so wenige Fälle von schweren gewalttätigen Auseinandersetzungen registriert wurden.

Auch nach dem Entscheid der KKJPD ist die Fanarbeit St.Gallen weiterhin bestrebt, ihren Teil zur Linderung von Gewalt im Umfeld von Fussballspielen in St.Gallen und in der Schweiz zu leisten. Dafür sind wir jedoch darauf angewiesen, dass für alle Beteiligten akzeptierte präventive und dialogorientierte Gefässe bestehen, diese ernst genommen werden und nicht von Teil eines repressiven Massnahmenkatalogs werden, wie es das Kaskadenmodell der KKJPD teilweise vorsieht. Ein kurzfristiger und zwangsweise angeordneter Dialog „von oben“ ist unserer Meinung nach in diesem Kontext kaum zielführend, entsprechend zum Scheitern verurteilt sind solche Bestrebungen. Die zusätzlich im Kaskadenmodell vorgesehenen Kollektivstrafen sehen wir als unverhältnismässig und nicht zielführend an. In den letzten Monaten einzeln ausführte Massnahmen unter Berufung auf das Kaskadenmodell, wie z.B. Gäste- und Heimsektorensperrungen, haben aufgezeigt, dass das Modell mehr zusätzliche Probleme schafft als es zu lösen vorgibt. Zu den weiteren Stufen des Modells haben wir uns bereits an der internen Vernehmlassung kritisch geäussert und werden daher keinen Kommentar abgeben.

 

Die Fanarbeit St.Gallen wird die zukünftigen Entwicklungen weiterhin aufmerksam verfolgen und hofft, dass trotz des Entscheids der KKJPD der vorhandene Dialog und die offene Zusammenarbeit zwischen allen Akteursgruppen in St.Gallen weiterhin möglich sein werden.

 

Der Vorstand der Fanarbeit St.Gallen

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